Ein sizilianischer Sommer by Elizabeth McGregor

Ein sizilianischer Sommer by Elizabeth McGregor

Autor:Elizabeth McGregor [McGregor, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-08T22:00:00+00:00


11

Richard sagte immer, sie sei eine gute Frau. Die Liebe einer guten Frau gebe sie ihm, pflegte er zu scherzen.

Cora hatte sich nur ein bisschen Sicherheit gewünscht. Sie hatte nie damit gerechnet, glücklich zu werden, und war daher umso überraschter, als sie plötzlich auch Glück empfand.

Am Tag ihrer Hochzeit trug sie ein schlichtes taubengraues Kostüm – wegen des Todes ihrer Mutter, wie sie allen erzählte. In Wahrheit hatte sie es jedoch zu verlogen gefunden, Weiß zu tragen. Ihr Vater sagte ihr auch so, dass sie das hübscheste Mädchen auf der Welt sei. »Du siehst aus wie deine Mutter«, erklärte er voller Stolz, als er ihr an der Treppe, die zur Klosterkirche hinaufführte, aus dem Auto half. Mit ihrem Hütchen, den hellgrauen Seidenschuhen und einem Sträußchen Rosen in der Hand stand sie wenig später an der Kirchentür und wartete darauf, dass der Organist den Hochzeitsmarsch anstimmte.

Sonne fiel auf den kleinen Platz vor der Kirche, sie sah ihren Schatten am Boden, Arm in Arm mit ihrem Vater. Er war noch viel nervöser als sie. Statt Leidenschaft empfand sie nur Hoffnung. Sie wollte Richard nicht enttäuschen und betete, dass weder Jenny noch eines der anderen Mädchen aus London, die zur Hochzeit gekommen waren, ein Wort über ihre Beziehung zu David Menzies verlauten ließen. Sie wollte alles tun, um Richard bei seinen Zukunftsplänen zu unterstützen. Sie wusste, dass es ihre Aufgabe war, ihn zu respektieren und ihm zu gehorchen. Andere Erwartungen hatte sie nicht.

Sie hatten nur wenige Leute in die Kirche eingeladen, lediglich ihre unmittelbaren Nachbarn, die ihr Vater und Richard besser kannten als sie selbst, ihre Tante und ihren Onkel mit ihren beiden fast erwachsenen Kindern, und ihre drei engsten Freundinnen aus London. Sie waren alle allein gekommen, auch die inzwischen verlobte Jenny. Von Richard war niemand da. Er hatte keine Familie. Er war Einzelkind, seine Eltern waren einige Jahre zuvor gestorben. Kichernd hatten ihre Freundinnen auf seiner Kirchenseite gestanden und festgestellt, dass sie aussahen wie Richards Harem. Ihre Gesichter sprachen Bände, als der Hochzeitsmarsch endlich erklang und sie hineinging. Sie, der man es am wenigsten zugetraut hätte, war die Erste, die heiratete.

Richard drehte sich nicht zu ihr um. Er stand stocksteif da, den Blick zu Boden gerichtet und die Hände ineinander verschlungen. Später gestand er ihr, er habe Angst gehabt, sie würde nicht kommen.

»Warum hätte ich nicht kommen sollen?«, hatte sie ihn erstaunt gefragt.

»Weil ich dich nicht verdient habe«, hatte er geantwortet.

Er gefiel allen. »Ein verdammt guter Fang«, bemerkte Jenny später beim Empfang. »Ein echter Gentleman und sicher auch ein kluger Farmer. Warte nur ab, du bist sicher bald Gutsherrin.«

»Ich finde, er macht einen viel interessanteren Eindruck«, fand ihre Tante. »Er ist bestimmt ein Kriegsheld. Dein Vater hat mir erzählt, dass er sich sehr verdient gemacht hat.«

»Er spricht nur selten darüber«, antwortete Cora.

»Umso besser.« Ihre Tante nickte zufrieden. »Bescheidenheit und Würde. Mehr kann man von einem Mann nicht verlangen. Er wird dir sehr gut tun, meine Liebe. Eine ausgezeichnete Wahl.«

Für die Flitterwochen hatte er ein Auto gemietet und eine Überfahrt nach Frankreich gebucht.



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